Die Frage, die einem zuerst einmal unter den Nägeln brennt:
"Warum in Gottes Namen, baut jemand um sein Haus einen 1,80m hohen Erdwall?"
Ja, um ehrlich zu sein, war auch das meine erste Frage. Vorallem war bei uns noch nichts fertig. geschweige denn angefangen. Trotzdem hieß es: "Bevor wir irgendwas machen, bauen wir den Wall!"
Papa Tatze und Opa Tatze erklärten mir quasi im Chor, wie viele Vorteile so ein riesen Wall hatte. Ich hingegen, sah nur einen riesigen Wall, der mir das komplette Licht im Haus klaut.
Die beiden erklärten mir, wie viel Lärm der Wall schlucken würde (gut wir wohnen, wie gesagt, an einer Schnellstraße).
Außerdem würde er den LKW-Fahrern ein Sichtschutz sein.
Den LKW-Fahrer will ich sehen, der mit 89km/h, bei uns noch auf den Tisch gucken kann.
Aber gut. Ich hatte ja eh keine Wahl, wurde ja zwangsüberstimmt. Im Endeffekt muss ich eigentlich nicht so viel dabei helfen, außer für das leibliche Wohl zu tun.
Papa Tatze freute sich, natürlich im geheimen, tierisch auf die "große Maschine" und auf die "Männerarbeit".
Also bestellten wir erstmal 30m³ Mutterboden und fingen an, vorne an der Straße einen Teil des Gartens zu entfernen. Alles was dabei an Strauchschnitt, Wurzeln und Ästen anfiel, wurde dabei schonmal aufgeschichtet.
Dann durfte Papa Tatze, mit seinem Lieblingsspielzeug, den Mutterboden aufschichten.
Während die Männer so hier und dort in meinem Garten werkelten und ich, beim Kochen, durchs Fenster das Chaos betrachtete, rannten die Helfer mit einmal hektisch zur Straße. Ich machte mich natürlich auch sofort auf dem Weg dorthin. Was war passiert?
Ja, Papa Tatzes Spielzeug war, laut eigener Aussage, einfach zu klein und er könnte auch auf gar keinen Fall etwas dafür.
Er war mit dem "Minibagger", bei dem Versuch, eine Wurzel rauszuziehen, in den frischaufgeschichteten Wall gekippt.
Noch dazu, hat natürlich ein Stock genau das Fenster zerstört.
Und nun hing er da. Um ihn herum standen sein Vater, sein Onkel und sein Bruder und kratzten sich buchstäblich die Stirn und überlegten, wie er da jetzt wieder weg kommt.
Nach einer kleiner Besprechung beschlossen sie dann ein Seil zu nehmen. Die halbe Straße mussten sie dann dafür abregeln. Aber es funktionierte und es konnte weitergehen. Auch ohne Fenster.
Als wir den Wall fertig hatten, befanden sich dort insgesamt 60m³ Mutterboden. Obendrüber hatten wir eine schwarze Plane gezogen. In diese haben wir dann Löcher reingemacht und Bodendecker hineingepflanzt.
Was ich nach über zwei Jahren über den Wall denke?!?
Es sieht natürlich nicht schlecht aus und wenn du jemanden beschreiben sollst wo du wohnst, sagst du einfach immer, da bei dem großen Wall.
Zum Thema Lärmschutz: Das Prinzip würde sicherlich funktionieren, aber wir wohnen gegenüber von einem Bungalowplatz-Tor und dort wird einfach immer gehupt.
Das Thema Sichtschutz: Im Sommer hat man natürlich alles dicht, aber im Winter schon Lücken drin. ABER ich hatte ja jetzt mehr als zwei Jahre Zeit die vorbeifahrenden Fahrzeuge zu beobachten und ich konnte noch nie einen Fahrer erkennen. Also glaube ich auch nicht, dass irgendeiner sagen kann, was wir in letzter Zeit gegessen haben.